Was wie eine Mischung aus rosa blühenden Sträuchern und zungenbrecherischer Waghalsigkeit klingt, sind in Wirklichkeit zwei altbekannte Zuger Musiker: Als duodendron bewegen sich Jonas Inglin und Linus Amstad wie zwei Seiltänzer über einem Abgrund, balancierend in der Schwebe zwischen verschiedenen musikalischen Welten. Und trotz Höhenflügen und weiten Sprüngen gelingt es ihnen auf wundersame Art und Weise, stets geerdet zu bleiben. Denn die beiden Musiker verstehen es, sich mit dem Moment auseinanderzusetzen, mit Improvisation Spannung zu erzeugen und alle möglichen Klangfarben aus ihren Instrumenten zu kitzeln. Zum Auftakt des waldstock-Freitags gibt es in der Kubabar ein feuriges Aufeinandertreffen dieser zwei musikalischen Persönlichkeiten – und einige Überraschungen noch obendrauf.

duodendron
Freitag, 4.8.2023,
17:00, Cubabar

Rich Man’s Kitchen Orchestra
Freitag, 4.8.2023,
18:00, Grosse Bühne
Die Küche brennt und das Orchester des reichen Mannes macht sich samt Tuba, Trompeten, Klarinette, Banjo und Trommelwaren aus dem Staub. Wohin bloss? Ab an den Hafen von New Orleans und rein ins nächste Frachtschiff Richtung Irgendwo. Doch auch auf dem Schiff können sie's nicht lassen und spielen so schräg, dass es Schlagseite kriegt und absäuft. Gestrandet in der Karibik spielen sie unter Palmen ihren Blues und kommen auf den Calypso. Kokosnussregen bringt Segen. Leicht schwindlig? Es sei allen selbst überlassen, die Musik dieses Gute-Laune-Orchestra angemessen zu beschreiben. Klar ist einzig: Die acht Vollblutmusiker*innen wissen, wie man aus einer einsamen Bühne eine musikalische Zirkusmanege zaubert. Wir freuen uns riesig, dass ihr Karibikschiff im Sommer den Weg nach Steinhausen findet, um bei uns am Waldrand anzudocken.

Nola Kin
Freitag, 4.8.2023,
19:00, Kleine Bühne
Musik wie ein spätsommerlicher Sonnenuntergang: überzogen von sanfter, unaufgeregter Melancholie, gespickt mit Hoffnungsschimmern, glitzernd, in der fast schon herbstlich wärmenden Abendsonne. Die dunkle, rauchig-warme Stimme berührt, lässt innehalten, die Gedanken in die Ferne fliegen; die einnehmende, tragende Begleitung der Band tut ihr Übriges. Nola Kin steht für folkige Popmusik, die unter die Haut geht. Die Debüt-EP «Fallstreak» erschien im Frühling 2022, in der Zwischenzeit stand sie damit bereits auf einer Vielzahl Schweizer Bühnen. Am waldstock-Freitag kommt die Band im Quartett an den Steinhauser Waldrand – ein perfekter Moment, um loszulassen, innezuhalten und zu geniessen.

Professor Wouassa
Freitag, 4.8.2023,
20:40, Kleine Bühne
Elf Musiker*innen, 20 Jahre Bandgeschichte: Das Lausanner Kollektiv Professor Wouassa kennt keine kleinen Zahlen. Die Kombo mit Wurzeln im Senegal und in Mali hat seit ihrer Gründung 2003 die Afro-Szene in der Westschweiz entscheidend mitgeprägt und alle bedeutenden Bühnen der Schweiz bespielt. Auf ihren drei Alben haben sie unter anderem mit den Afrobeat-Legenden Ebo Taylor und Seun Kuti zusammengearbeitet. Gross ist auch der Fundus, der ihre Musik speist: von afrikanischen und tropischen Grooves über Funk bis hin zu Afro-Disco, Spiritual Jazz und Tuareg-Blues ist alles dabei. Das elfköpfige Ensemble schaut kurz vor seinem 20-Jahre-Jubiläumskonzert am Steinhauser Waldrand vorbei und ist heiss darauf, das waldstock-Publikum mit seinem energiegeladenen Mix zum Tanzen zu bringen.

Arada
Freitag, 4.8.2023,
21:40, Filmleinwand
Welche Einzelschicksale verbergen sich hinter den Folgen der Schweizer Ausschaffungsinitiative? Der Dokumentarfilm «Arada – Verbannt in eine fremde Heimat» erzählt von drei Männern, die zwar in der Schweiz aufgewachsen sind, jedoch keinen Schweizer Pass haben. Mustafa, Vedat und Duran werden wegen Straftaten in die Türkei ausgewiesen, die Heimat ihrer Eltern. In diesem neuen Umfeld bemühen sie sich nun, ihren Platz zu finden und ein Gefühl von Heimat zu entwickeln. Doch sie vermissen ihre Familien, welche sie zurücklassen mussten, und halten an ihrer schweizerischen Identität fest. «Arada» heisst im Türkischen «(da-)zwischen». Der Dokumentarfilm setzt bei der Bedeutung von Heimat an und fragt, was mit einem Menschen passiert, der aus dieser verbannt wird.

Valentino Vivace
Freitag, 4.8.2023,
23:20, Grosse Bühne
Musik wie ein Campari Spritz: aromatisch, erfrischend und berauschend. Und natürlich: Italianità. Der Tessiner Valentino Vivace zelebriert die experimentierfreudige Italo-Disco und ist mit seinem Erstling «Meteoriti» auf dem besten Weg, die neue Schweizer Pop-Sensation zu werden. Als leuchtender Schweif – wie ein Meteorit – sind die Songs nach fast zwei Jahren im luftleeren Raum auf der Erde gelandet und treffen den Nerv der Zeit. Dem Multi- instrumentalisten und Produzenten gelingt es dabei, gefühlvolle Inhalte gleichzeitig sanft und doch kompromisslos in discoide Klänge einzubetten. Live ist Valentino Vivace ein Erlebnis: Das Outfit stimmt, die Sonnenbrillen sitzen, die Synths sind zahlreich, aber vor allem stehen da fünf Musiker auf der Bühne, die wissen, wie man das Publikum ordentlich ins Schwitzen bringt. Zutaten einer unvergesslichen Freitagnacht am diesjährigen waldstock!

mischgewebe
Samstag, 5.8.2023,
00:50, Kleine Bühne
Buntes Licht erhellt die Nebelschwaden, Klangsphären elektrisieren die Luft, Armhaare erheben sich langsam, aber bestimmt. Mit eindringlicher Stimme und dumpfem Beat setzen mischgewebe der Dunkelheit ein warmes, ja sogar wärmendes Lächeln auf. Am zweiten waldstock-Tag gehört dem Duo aus der Ostschweiz spätabends – oder besser gesagt frühmorgens – die kleine Bühne, und mit Synths, treibenden Rhythmen und erfrischender Dringlichkeit lassen die beiden die Herzen höher und, immer passend zum Beat, schneller schlagen. Mit seiner ganz eigenen Mischung aus Dreampop, beatlastigen Synths und lyrischen Texten bietet das Duo eine beeindruckende und impulsive Vorstellung, die berührt. Und so segeln Mel D und Bill B, deren Performance so authentisch ist wie ihr Twin-Look, durchs Strobogewitter mitten in die Herzen der waldstock-Festivalmenge.